SLEST - Entwicklung eines europäischen Sprachenstandards im Bereich des Tourismus

Homepage:http://www.slest-tourism.org
Beschreibung:Dieses Projekt schließt sich inhaltlich an ein im Jahre 2001 abgeschlossenes Projekt an, welches in demselben Jahr in Italien mit dem „Label Europeo“ (= Europäisches Sprachensiegel) unter dem Titel „Il turismo ovunque in Europa“ ausgezeichnet wurde. Dort wurde für verschiedene Berufsgruppen im Bereich Tourismus ein innovativer Sprachkurs auf Modulbasis für die fünf wichtigsten Sprachen in Europa (auf CD-Rom) entworfen; die Inhalte waren mittels einer vorher durchgeführten speziellen Felduntersuchung (verbunden mit einer Bedarfsanalyse) festgelegt worden. Gleichzeitig wurde eine „EWIV“ (= von der EU eingeführte, auf europäischer Ebene einzig mögliche Gesellschaftsform) mit Sitz in Deutschland gegründet, die diesen Sprachkurs sowie die bereits vorher damit direkt verbundene „ESBT“-Sprachprüfung, mit der die gewonnenen fachsprachlichen Kenntnisse zertifiziert werden, vermarktet; die Sprachprüfung ist beim europäischen Patentamt eingetragen. Außerdem ist sie für die Qualitätskontrolle und die allgemeine Betreuung alter und neuer Partner zuständig. In dieser „Ewiv“ sind einige der vormaligen Projektteilnehmer (Universität Alicante, Cescot Nazionale, AHK London, IHK Düsseldorf (indirekt)) vertreten, andere werden noch hinzukommen; die erfolgreich bestandenen Sprachprüfungen werden gegenseitig anerkannt (in Deutschland sogar als offizielle, staatlich anerkannte IHK-Prüfung).
Mit dem vorliegenden Projekt wollen wir zum einen die noch bestehende Lücke zwischen den Touristik-Berufen schließen, die im direkten Kundenkontakt tätig sind (= Vorprojekt), und der Ebene, die eher im Management und Marketing angesiedelt ist (= dieses follow-up); auch Studenten an Universitäten mit Abschluss „Tourismuswissenschaft“ werden hier angesprochen. Alle genannten Berufsgruppen stammen aus einem Bereich, der sich in kontinuierlicher Entwicklung befindet und für die Bildung eines vereinten Europa (ganz besonders im Hinblick auf die Osterweiterung) eine Schlüsselposition innehat. Wir streben über das Projekt an, für die gesamte Berufsgruppe modellhaft ein komplettes, innovatives, in dieser Art bislang nicht vorliegendes Angebot an europaweit gültigen Sprachprüfungen mit entsprechend darauf vorbereitendem Material inkl. den dazugehörigen Methoden, Lehransätzen und Instrumenten zu entwerfen (mit Einschluss einer intensiven Begutachtung interkultureller Kompetenzen), um der immer noch in Europa vorherrschenden Aufsplitterung von untereinander nicht verbundener und damit nicht vergleichbarer Überprüfung von Sprachkompetenzen entgegen zu arbeiten, wobei wir auf eine Aufwertung des Ausdrucksvermögens gegenüber der reinen Sprachrichtigkeit durch Kriterien wie Reichhaltigkeit und Differenziertheit des Vokabulars, Ökonomie und Treffsicherheit des Ausdrucks, Angemessenheit von Stilebenen, sozialen und kulturellen Normen und Regeln, sowie die sprachliche Verknüpfung von Themen und verbalen, parasprachlichen und nonverbalen Mittel zielen. Wir wollen (und auch dies ist ein absolut innovativer Aspekt) eine Sprachprüfung schaffen, bei der die formalen Aspekte gleichberechtigt neben den inhaltlichen und sozialen (= interkulturelle Kompetenz) stehen; dass hier ein Handlungsbedarf besteht, wird zum einen durch die täglichen Erfahrungen der beteiligten Partner, die ohne Ausnahme direkt oder indirekt im Tourismusbereich arbeiten, bestätigt; zum anderen existieren sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zahlreiche Untersuchungen, die die entscheidende Bedeutung des Tourismussektors für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa unterstreichen, gleichzeitig aber auch den vielfach noch vorherrschenden Mangel an beruflicher und sprachlicher Qualifikation der hier arbeitenden Menschen beklagen (bereits heute sind 7,7% der arbeitenden Bevölkerung in Italien direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigt – mit steigender Tendenz). In vielen Ländern Europas ist immer noch eine mangelhafte linguistische Vorbereitung der Beschäftigten im Tourismussektor zu erkennen, was ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt (stark) einschränkt. Laut einer Untersuchung des WTO (World Tourism Organisation) wird es der Tourismusbereich sein, der bis zum Jahre 2040 den stärksten Anstieg im Hinblick auf die Beschäftigtenzahl verzeichnen wird, und eine von verschiedenen europäischen Organisationen im Jahre 2001 durchgeführte Untersuchung hat ergeben, dass die KMU dringend qualifiziertes Personal benötigen, auch und gerade in sprachlicher Hinsicht. Die generelle und beträchtliche Bedeutung der Sprachvermittlung für den europäischen Integrationsprozess ist außerdem gerade erst im Juli 2003 von der Europäischen Kommission im Aktionsplan 2004-06 „Förderung des Sprachenlernens und der Sprachenvielfalt“ erneut festgehalten worden.
Durch Verbindung der verschiedensten Akteure (IHKs, Universitäten, Ausbildungsinstitute, Arbeitgeber- und Interessenverbände uvm.) soll erreicht werden Inhalte zu behandeln, die am tatsächlichen Bedarf orientiert sind, im direkten Zusammenhang mit der realen beruflichen Situation stehen und außerdem nach Abschluss des Projekts eine maximale Verbreitung der Ergebnisse und ihre optimale Verwertung garantieren. Bei den Arbeiten werden wir uns eng an den in Verbindung mit dem Europarat entwickelten Referenzrahmen halten, besonders was die Forderungen nach Transparenz, Kohärenz und Flexibilität anbelangt.
Die von uns angestrebte Verbindung aller Teilbereiche des Tourismus in einem einheitlichen, europaweit identischen und (zumindest potentiell) für alle in Europa gesprochenen Sprachen gültigen System von reziprok anerkannten Sprachprüfungen (inkl. darauf vorbereitendes Material sowie den obligatorischen Einbezug kommunikativer Kompetenzen in eine Fachsprachenprüfung) stellt eine absolute Neuheit dar und soll dazu beitragen, in diesem immer noch recht unübersichtlichen Bereich einen europaweit und dauerhaft gültigen Standard zu setzen; dass die Partner dazu in der Lage sind, konnte bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt werden (siehe „Label Europe“). Da bei diesem neuen Projekt ein Kern von „alten“ Partnern durch eine Anzahl von neuen, repräsentativen Akteuren ergänzt wurde (z.B. Universität Rom, Fachhochschule Heilbronn usw.), kann mit Sicherheit ein gleichermaßen hohes, wenn nicht noch verbessertes Niveau sichergestellt werden.

Modell SLEST

Den allgemeinen Richtlinien des GER sowie den Ergebnissen einer europaweit durchgeführten Untersuchung folgend, wurden die von den Zielgruppen zu erreichenden Kompetenzniveaus detailliert beschrieben sowie die dazugehörigen Aufgabentypen festgelegt. Zur Erhöhung der Transparenz der nachgewiesenen Leistungen und zum Erreichen ihrer europaweiten Vergleichbarkeit wurden einer Reihe von Argumenten, die von Berufspraktikern im internationalen Dialog der Tourismusindustrie für ausschlaggebend bezeichnet wurden, eine Anzahl von Unterpunkten zugeordnet. Diese wiederum fanden dann Eingang in die gründlich ausgeführten Kann-Beschreibungen des SLEST Modells, die für alle beteiligten Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) gleichermaßen gültig sind. Dabei fand ein Umstand Berücksichtigung, der auch von den Autoren des GER vorgesehen ist, nämlich eine Differenzierung bei der Festlegung der Niveaustufen. Mit anderen Worten: Es wird nicht gefordert, bei allen Kompetenzen dasselbe Niveau zu erreichen, sondern es wird zwischen primären und sekundären Fertigkeiten unterschieden. Auch diese Unterscheidung wurde aufgrund der Ergebnisse der Umfragen vorgenommen; für das Berufsfeld „Tourismus“ wurde z.B. als vorrangige Kompetenz die mündliche Interaktion angegeben.

Die Niveauaufteilung des SLEST Modells wurde wie aus der Tabelle ersichtlich vorgenommen, wobei die Beispiele für die Kannbeschreibungen aus dem touristischen Bereich gewählt wurden (es handelt sich um die in der Prüfung zu erreichenden Kompetenzen, wobei Schreiben und Übersetzen auf einem etwas niedrigerem Niveau angesiedelt wurden, da sie nach Aussage der Berufspraktiker im Berufsalltag generell von geringerer Bedeutung sind):


hören/sprechen lesen schreiben übersetzen
Stufe
Niveau Niveau Niveau Niveau
I B2 B2 B1 B1
Fortgeschrittene
II C1 C1 B2 B2
Könner


Erläuterungen zu den Kannbeschreibungen

In den Tabellen wurden die fremdsprachlich zu bewältigenden Kommunikationssituationen - wie heute inzwischen allgemein üblich - in Form von „Kann-Beschreibungen“ angezeigt, und zwar zum einen in einer allgemeineren (in den Tabellen: „kann …“) sowie in einer spezielleren Form (in den Tabellen: „Beispiel für Prüfungsaufgabe“). Diese enthalten, explizit oder aber auch implizit, Hinweise zum thematischen Gehalt der Kommunikation, also dazu, wer miteinander in welcher Form und in welcher Situation kommuniziert. Was hingegen dort fehlt, sind Angaben zu den sprachlichen Äußerungen selbst, das heißt auf welche Weise sie realisiert werden sollen - Aspekte wie Aussprache, Flüssigkeit der Rede (Anzahl und Länge von Pausen), Angemessenheit des Ausdrucks, Häufigkeit von Fehlern uvm.

Allgemeine Hinweise

Die Kannbeschreibungen beziehen sich auf die Inhalte, die formalen Aspekte der Kommunikation in Beziehung zur Niveaustufe wurden in den einleitenden Worten zu jeder Liste formuliert bzw. finden sich in den Prüfungsbeispielen.
In einigen Fällen finden sich in den Listen unvermeidbare Wiederholungen bzw. Überschneidungen, da es immer wieder vorkommt, dass einzelnen Hauptargumenten zwar nicht absolut gleiche, aber doch ähnliche Themen zugeordnet werden müssen. Dies erschien uns aus Gründen größtmöglicher Genauigkeit und Klarheit unvermeidlich zu sein. Des weiteren mussten Handlungsabläufe, die in der Realität direkt miteinander verbunden sind, aus formalen Gründen künstlich getrennt werden, um auf diese Weise die damit verbundenen Fertigkeiten in die relativen Listen eintragen zu können. In einer Prüfung wäre es allerdings oft durchaus möglich, diese Trennungen mittels entsprechender Aufgabenstellung wieder aufzuheben (z.B. zwischen Lesen und Schreiben).


Zu den mündlichen Prüfungen auf den verschiedenen Niveaustufen

Die Prüfungsvorschläge für die mündliche Prüfung der höheren Niveaustufe unterscheiden sich von den zur Stufe B2 vor allem dadurch, dass mit zunehmender Schwierigkeit mehr Wert auf spontane Äußerungen mit immer weniger Möglichkeit zur Vorbereitung auf die Situation gelegt wird (auch wenn dies in einer Reihe von Fällen auch auf Stufe C1 noch notwendig ist). Der Prüfling sollte außerdem in der Lage sein, auf höherem Niveau nicht nur einen kurzen Vortrag zu halten, sondern auch seine Ausführungen in ein Gespräch einzufügen, also auf andere Bezug zu nehmen und selbst an die Aussagen anderer anzuknüpfen.
Die Komplexität einer realen Kommunikationssituation bringt es mit sich, dass es, vor allem auf der Niveaustufe C1, unter Umständen nicht einfach sein dürfte, die mündlichen Sprachkompetenzen eines Kandidaten immer in einem Gespräch 1:1, also zwischen Prüfer und Prüfling, abzuprüfen, obwohl es aus pragmatischen Erwägungen wohl oft dazu kommen wird. Die Modellaufgaben wurden allerdings im Hinblick auf die Illustration wesentlicher Aspekte der kommunikativen Kompetenz im Bereich des Tourismus konzipiert.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der mündlichen Prüfung besteht darin, dass die zu bewältigenden Aufgaben nicht eingangs einmalig vorgegeben werden, sondern sich (im Idealfall) im Verlauf des Gesprächs durch die Äußerungen der Gesprächsteilnehmer praktisch von allein ergeben; der Prüfling reagiert, mehr oder weniger spontan, auf die Ausführungen seines Gegenüber. Eine derartige Situation und Progression im Prüfungsablauf kann allerdings nicht bereits in den Aufgabenstellungen explizit ausgesprochen werden, da die möglichen Entwicklungen nicht vorhersehbar sind. Die Prüfung besteht also (und dies vor allem auf Niveaustufe C1) in wesentlichen Teilen aus der Erwiderung auf Rückfragen des Gesprächspartners, sei dies nun der Prüfer oder ein anderer Prüfling, um somit komplexe Gesprächssituationen zu simulieren.
Die Prüfungsaufgaben wurden derart konzipiert, dass sie in ihrer Gesamtheit ein umfassendes Spektrum an kommunikativen Leistungen umfassen, die in den wichtigsten Berufsfeldern der Touristikbranche zur ständigen (fremd)sprachlichen Kommunikation gehören. Das Ganze wird noch zusätzlich durch die Beschreibung der allgemeinen Sprachkompetenz auf der jeweiligen Niveaustufe komplettiert.
Koordinator:CESCOT Nazionale
Ort:Rom
Land:Italien
Andere Teilnehmer:Universität Heilbronn, D
Universität Malaga, E
Universität Rom "La Sapienza", I
National Tourist Association, SI
ECBM Londra, UK
GRETA d'Aix en Provence, F
THR - Bukarest, RO
UET, I
Laufzeit von:2005-01-01
Laufzeit bis:2005-01-01
Lehrfächer der Teilnehmer:Tourismuswissenschaft - Universität
Endprodukt/Ergebnis:> Sprachliche Prüfungsaufgaben
Kontaktperson:Michael Schlicht
Telefon:+39 335 622 3443

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